Panel: Science Diplomacy. Zielkonflikte und Chancen für Wissenschaftsakteure

Im Kontext von staatlichen Repressionen wie aktuell in Belarus verlieren Forschende immer wieder ihre Arbeit an Universitäten und Forschungsinstitutionen und müssen wie ihre Studierenden teils das Land verlassen. Mit Ländern, mit denen sie wissenschaftlich kooperieren, entstehen zugleich starke Spannung auf politischer Ebene. Welche Möglichkeiten haben international vernetzte wissenschaftliche Akteure, ihre Kolleg*innen und evtl. die Wissenschaft in Krisenländern zu unterstützen, welche Grenzen sind diesem Engagement gesetzt und mit welchen Hürden und Zielkonflikten ist so eine “Wissenschaftsdiplomatie” konfrontiert?

Mit einem Strategiepapier des Auswärtigen Amtes vom Dezember 2020 gründet sich eine neue Ausrichtung der Außenwissenschaftspolitik auf den Begriff der Science Diplomacy. Es formuliert die Freiheit der Wissenschaft als eine notwendige Bedingung demokratischen Handelns. Zugleich wird die Wissenschaft als Lieferantin für eine “faktenbasierte Grundlage für politische Entscheidungen” betrachtet und ihr Tätigkeitsfeld auf (internationale) Kooperationen zwischen Außenpolitik, Wissenschaft und engagierte Zivilgesellschaft erweitert, wo sie eine Kultur des Wissenstransfers und der Citizen Science etablieren soll.

Bietet diese neue Strategie neue Handlungsspielräume, um gefährdete Wissenschaftler*innen zu schützen und ihnen Perspektiven zu eröffnen? Was ist der Unterschied zwischen Wissenschaft, Wissenschaftsdiplomatie und Diplomatie – und welche Zwecke und Kosten hat die hier bestehende begriffliche Unschärfe? Wie sehen deutsche Wissenschaftsakteure ihre Rolle in diesem Feld, welche Ziele verfolgen sie und welche konkreten Aktivitäten? Und wer sind eigentlich die möglichen Kooperationspartner, wenn die Universitäten einer repressiven staatlichen Kontrolle wie in Belarus unterliegen?

Es diskutieren:

  • Dr. Felix Ackermann (Deutsches Historisches Institut Warschau)
  • Prof. Dr. Julia von Blumenthal (Präsidentin der Europa-Universität Viadrina, Frankfurt/Oder)
  • Dr. Gabriele Freitag (Geschäftsführerin der Deutschen Gesellschaft für Osteuropakunde, Berlin)
  • Dr. Christian Schaich (Geschäftsführer des Zentrums für Osteuropa- und internationale Studien, Berlin)
  • Dr. Olga Shparaga (European College of Liberal Arts in Belarus, ab Januar 2022 am Wissenschaftskolleg Berlin)
  • Prof. Dr. Silvia von Steinsdorff (Professorin für Vergleichende Demokratieforschung und die politischen Systeme Osteuropas, Humboldt-Universität, Berlin)

Moderation:

Dr. Anne Holper (Co-Leitung des Center for Peace Mediation, Europa-Universität Viadrina, Frankfurt/Oder)